Montag, 10. März 2008

Joe le Taxi

So ungern ich mit Zug, Bus oder U-Bahn fahre, weil ich dort zulassen muss, dass wildfremde Menschen mir nahe kommen, ob ich es will oder nicht, so sehr liebe ich Taxifahrten. Nicht immer. Manchmal ist eine Fahrt in einem Taxi einfach eine Fahrt in einem Auto. Ebenfalls mit einem Fremden, der einem Nichts zu sagen hat. Aber manchmal hat man das Glück, einen Menschen zu treffen, der unglaublich spannende Geschichten zu erzählen hat. Einen wie "Joe le Taxi". Seinen richtigen Namen weiß ich nicht, aber er ist Franzose. Und er fährt Taxi- also heißt er Joe le Taxi.
Joe ist schätzungsweise Mitte 50 bis 60. Ein kleiner, dicker Mann mit niedlichem Haarkranz und noch niedlicherem französischen Akzent, in dessen Taxi ich am Bahnhof einer kleinen, betulichen Stadt in Baden-Württemberg stieg. Auf der Fahrt ins Hotel sprachen wir über die aktuellen Streiks in Deutschland (Joe: "Früher waren WIR die Streikweltmeister, jetzt seid IHR es") und über Präsidenten (" Die Amerikaner haben den größten Idioten und wir Franzosen den größten Clown") und schließlich fragte ich ihn, wie es überhaupt dazu kam, dass er in Deutschland Taxi fährt.
Joe stammt aus Straßburg.
"Isch abe davon geträumt, Taxifahrör zu werdön, seit isch 6 Jahrö alt war", sagt Joe.
Joe senior war wenig erbaut von den Hirngespinsten seines Sohnes. Er muss ein strenger Vater gewesen sein, auf jeden Fall brachte er Joe dazu, sich hinter einen Bankschalter zu stellen, statt hinters Lenkrad zu setzen. Die Jahre vergingen, Joe arbeitete bei der Bank und arbeitete bei der Bank und arbeitete bei der Bank. Immer mal wieder unternahm er zaghafte Versuche, aufs Taxi umzusteigen, aber er hätte eine Taxi-Konzession kaufen müssen. Außerdem erfuhr der Vater jedes Mal, wie auch immer, von Joes Überlegungen und "sein Arm war immer länger, er wusste es jedes Mal zu verhindern", erzählte Joe.
Eines Tages erfuhr Joe, dass man in dieser kleinen Stadt in Deutschland Taxifahrer suchte und dass man dort nicht mal eine Konzession kaufen müsse.
"Es dauerte keine drei Wochen, da hatte ich ein Taxi und war hier." Das war vor 15 Jahren.
"Und?" fragte ich, " IST es ein Traum, Taxi zu fahren?"
"Jeder Tag ist wie der Erste. Ich kann es morgens nicht erwarten, in mein Auto zu steigen."

Ist das nicht zum Heulen schön? Mich hat diese Geschichte so berührt- Da kämpft ein Mann dafür, seinen Traum leben zu können. Ungeachtet des "sozialen Abstiegs", den sein Jobwechsel nach den Maßstäben, die unsere Gesellschaft setzt, bedeutet.
Und ich kann mir vorstellen, dass Joe vor Seligkeit fast überquoll, als er eines Morgens frühstückend am Strand von Lübeck saß. Ein Mann war am Bahnhof in sein Taxi gestiegen und hatte sich von ihm dort hin fahren lassen. 700 Kilometer weit.

Mittwoch, 5. März 2008

Jetzt auch ich.

.. dabei hab ich nicht mal eine gute Erklärung dafür, warum der Welt ausgerechnet MEIN Blog noch gefehlt haben soll. Aber hier ist er nun. Kirschblüten übrigens, weil ich einfach das Wort wunderschön finde. Und das "Ding" an sich. Die Blüte. Kirschen mag ich nicht.